Vom ersten Verdacht bis zur gezielten Unterstützung
1. Erste Beobachtungen ernst nehmen
- Häufige Beschwerden am Morgen (Bauchweh, Kopfschmerzen)?
- Widerstand beim Aufstehen, Anziehen oder Verlassen des Hauses?
- Auffällige Veränderungen im Verhalten (Rückzug, Aggression, Erschöpfung)?
- Selektives Schwänzen bestimmter Fächer oder Tage?
Notiz: Diese Veränderungen treten oft schleichend auf – je früher du hinsiehst, desto besser.
2. Verhalten dokumentieren
- Führe ein einfaches Beobachtungsprotokoll über eine Woche:
- Wann fehlt dein Kind?
- Welche Beschwerden äußert es?
- Was ist am Vortag passiert?
- Gibt es erkennbare Muster?
Tipp: Bleibe sachlich, schreibe keine Bewertungen („wollte wieder nicht“), sondern beschreibe nur das Verhalten („hat geweint beim Anziehen“, „ging zurück ins Bett“).
3. Schulgespräch führen
- Vereinbare zeitnah ein Gespräch mit Klassenlehrer*in, Schulsozialarbeit oder Vertrauenslehrkraft.
- Nenne offen deine Beobachtungen und Sorgen – ohne Schuldzuweisung.
- Erfrage schulische Eindrücke: Wie verhält sich dein Kind im Unterricht? Gibt es Konflikte?
- Frage nach Möglichkeiten zur Entlastung (z. B. strukturierter Schulstart, Vertrauensperson, angepasster Stundenplan).
Wichtig: Notiere Gesprächsergebnisse und weitere Vereinbarungen.
4. Fachliche Unterstützung einbinden
- Kinderarzt oder Kinder- und Jugendpsychiater zur Abklärung möglicher Ursachen (z. B. ADHS, Autismus, Angststörung)
- ggf. Überweisung an Diagnostikstellen
- Beratung bei Erziehungsberatungsstelle oder Schulpsychologischem Dienst
Erforderlich: Schweigepflichtentbindung vorbereiten, um eine koordinierte Zusammenarbeit zu ermöglichen.
5. Maßnahmen planen – gemeinsam mit Schule
- Rückzugsort oder ruhiger Platz in der Schule vereinbaren
- Vertrauenslehrkraft oder Schulsozialarbeiter*in aktiv einbinden
- Übergangspläne erstellen (z. B. stundenweises Kommen, Belastungszeiten vermeiden)
- Nachteilsausgleich bei diagnostizierten Besonderheiten beantragen
Tipp: Diese Maßnahmen regelmäßig überprüfen und gemeinsam weiterentwickeln.
6. Kind einbeziehen – auf Augenhöhe
- Frage dein Kind nach seinen Empfindungen: „Was genau fällt dir schwer?“
- Suche gemeinsam kleine Lösungen statt großer Verbote.
- Feiere jeden Schritt zurück in den Schulalltag – auch wenn er klein ist.
Merke: Die Perspektive des Kindes ist entscheidend. Nur mit Vertrauen kann Schulangst abgebaut werden.
7. Bei Bedarf: Externe Hilfe und Hilfekonferenz
- Jugendhilfe oder ASD (Allgemeiner Sozialer Dienst) hinzuziehen, wenn Schule und Familie allein nicht weiterkommen
- Hilfeplangespräch mit allen Beteiligten einberufen
- Klare Ziele, Rollen und Maßnahmen vereinbaren (z. B. Schulbegleitung, Therapie, betreute Übergänge)
Wichtig: Auch bei offiziellem Verfahren bleibt das Kindeswohl oberstes Ziel.
8. Langfristig begleiten – statt kurzfristig „funktionieren“
- Bleibe im Austausch mit Schule und Fachkräften
- Achte auf Rückfälle, aber reagiere nicht mit Schuld oder Druck
- Sorge für emotionale Stabilität zu Hause
- Nutze Netzwerke (Selbsthilfe, Autismus-/ADHS-Vereine, Elterninitiativen)
Denke daran: Schulabsentismus ist selten mit einer Maßnahme „gelöst“. Es braucht Geduld, Flexibilität und ein verlässliches Umfeld.

