Wenn Verhalten auffällt – und belastet
Viele Kinder mit ADHS haben Schwierigkeiten, ihr Verhalten zu steuern: Sie platzen in Gespräche, vergessen Dinge, rasten schnell aus oder ziehen sich zurück. Doch ADHS ist nicht nur ein „Zappelphilipp-Problem“. Hinter auffälligem Verhalten steckt oft Überforderung, Frust – oder schlicht ein Gehirn, das anders arbeitet.
Psychotherapeut*innen helfen Kindern (und Eltern), dieses Verhalten zu verstehen und neue Wege zu lernen.
Was macht eine Psychotherapeutin bei ADHS?
Psychotherapie bedeutet nicht: „Da stimmt was nicht mit dem Kind“. Es heißt vielmehr: Wir wollen gemeinsam daran arbeiten, dass es dem Kind besser geht.
Je nach Alter, Problemlage und Region kommen verschiedene therapeutische Verfahren zum Einsatz. Besonders verbreitet bei ADHS ist die Verhaltenstherapie.
In der Praxis bedeutet das:
- Kinder lernen, eigene Gefühle und Impulse zu erkennen
- Sie üben, wie man besser mit Ärger, Frust oder Unruhe umgeht
- Eltern bekommen Hilfestellungen für den Alltag (z. B. klare Kommunikation, Strukturhilfen)
- In manchen Fällen wird das soziale Miteinander trainiert (z. B. in Gruppentherapie)
Therapie ist Familiensache
Gerade bei Kindern mit ADHS ist es wichtig, dass auch die Eltern mit einbezogen werden. Denn sie erleben die Herausforderungen im Alltag hautnah – und können durch ihre Haltung, Sprache und Reaktionen vieles positiv beeinflussen.
In der Elternberatung werden Themen besprochen wie:
- Wie kann ich Grenzen setzen, ohne ständig zu schimpfen?
- Wie motiviere ich mein Kind, ohne dauernd zu belohnen?
- Wie reagiere ich in Stressmomenten?
- Wie kann ich für mich selbst sorgen, ohne mich schlecht zu fühlen?
Typische Inhalte einer ADHS-Therapie
Eine kindgerechte Therapie ist nie trocken oder schulisch – sie arbeitet oft mit Spielen, Geschichten, Rollenspielen, Zeichnungen oder Symbolen. Ziel ist immer: das Selbstbild stärken und Handlungsmöglichkeiten aufbauen.
Beispiele:
- Impuls-Training („Stopp, denk nach!“)
- Emotionsregulation („Wie fühlt sich das an?“)
- Selbstorganisation (z. B. Schulranzen packen, Zeitgefühl entwickeln)
- Konfliktlösung üben
- Selbstwert stärken („Ich kann was!“)
Wartezeiten und Finanzierung
In vielen Regionen gibt es lange Wartezeiten für Kindertherapien. Hier kann ein „Psychotherapeutensuchdienst“ der Kassenärztlichen Vereinigung helfen. Auch Kassenärzt*innen können Übergangslösungen verschreiben (z. B. Elterntrainings bei anerkannten Stellen). Die Therapie wird in der Regel von der Krankenkasse übernommen, wenn sie von approbierten Psychotherapeut*innen durchgeführt wird.
Elternstimme (fiktiv)
„Anfangs war ich skeptisch – mein Kind in Therapie? Aber schon nach ein paar Stunden habe ich gemerkt: Hier darf er sein, wie er ist. Und wir haben gemeinsam Strategien gefunden, die uns im Alltag wirklich helfen.“
Was eine Psychotherapeutin leisten kann
- Verhalten verstehen und begleiten
- Alltagsstrategien aufbauen
- Impuls- und Emotionssteuerung fördern
- Eltern stärken und beraten
- Selbstwertgefühl und Sozialverhalten verbessern
Fazit: Verhalten ist keine Einbahnstraße
Ein Kind zeigt kein auffälliges Verhalten, weil es „nicht will“, sondern weil es oft nicht anders kann. Therapie hilft, diesen Mechanismus zu verstehen – und neue Möglichkeiten zu eröffnen. Eltern sind dabei keine „Zuschauer“, sondern Mitspieler auf Augenhöhe. Gemeinsam lässt sich viel bewegen.

