Kinder- und Jugendpsychiater – Die Spezialist*innen für ADHS

Warum überhaupt zum Facharzt?

Wenn der Kinderarzt den Verdacht auf ADHS bestätigt oder zumindest für möglich hält, folgt der nächste Schritt: die Vorstellung bei einerm Kinder- und Jugendpsychiaterin. Dieser Weg wirkt für viele Eltern erst einmal abschreckend. Psychiatrie – das klingt groß und nach schwerem Schicksal. Doch in Wirklichkeit sind genau hier die Expert*innen für ADHS zu finden.

Was macht eine Kinder- und Jugendpsychiaterin genau?

Die wichtigste Aufgabe dieser Fachärzt*innen ist die Diagnostik. Sie prüfen, ob wirklich eine Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitätsstörung vorliegt – und ob ggf. weitere Auffälligkeiten mitspielen (z. B. Ängste, LRS, emotionale Belastungen).

Eine seriöse Diagnostik umfasst:

  • Ausführliche Gespräche mit Eltern, Kind und ggf. Lehrkräften
  • Verhaltensbeobachtungen in der Praxis
  • Standardisierte Fragebögen für Eltern und Schule
  • Konzentrationstests und ggf. Intelligenztestung
  • Abklärung anderer psychischer oder neurologischer Erkrankungen

Das Ziel: keine vorschnelle Etikettierung, sondern eine klare, fundierte Einschätzung.

Auch für die Medikation zuständig

Wenn sich ADHS bestätigt, kann – muss aber nicht – eine medikamentöse Unterstützung empfohlen werden. Auch das geschieht nicht leichtfertig, sondern mit Sorgfalt und unter ärztlicher Aufsicht.

Typische Aufgaben:

  • Beratung zu Medikamenten wie Methylphenidat oder Atomoxetin
  • Aufklärung über Wirkung, Nebenwirkungen und rechtliche Hinweise
  • Verordnung und Anpassung der Dosierung
  • Regelmäßige Kontrolle von Wirkung und Nebenwirkungen
  • Begleitung über Monate oder Jahre hinweg

Wichtig: Kein Medikament ersetzt Beziehung, Struktur und Verständnis. Aber es kann dem Kind helfen, überhaupt wieder in der Schule, im Alltag oder mit sich selbst klarzukommen.

 Was Eltern erwartet – und mitbringen sollten

Ein Ersttermin dauert oft 60–90 Minuten. Eltern sollten sich darauf vorbereiten:

  • Alles aufschreiben, was im Alltag auffällt – mit Beispielen
  • Rückmeldungen der Schule mitbringen
  • Fragen notieren (z. B. zu ADHS, zur Medikation, zu Fördermöglichkeiten)
  • Das Kind vorbereiten, aber nicht verunsichern: „Da ist jemand, der dir helfen möchte.“

Elternstimme (fiktiv)

„Wir hatten Angst vor dem Begriff ‚Psychiater‘. Aber die Ärztin war ruhig, offen und klar. Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, dass jemand uns wirklich versteht. Die Diagnose war wie ein Schlüssel. Plötzlich ergab vieles Sinn.“

Was der / die Kinder- und Jugendpsychiaterin leisten kann

  • Fundierte Diagnostik
  • Einordnung: ADHS oder etwas anderes?
  • Begleitung im Alltag
  • Beratung zu Medikation
  • Ansprechpartner bei Krisen oder Folgeproblemen

Fazit: Spezialist*innen mit Weitblick

Kinder- und Jugendpsychiaterinnen sind nicht nur Ärztinnen, sondern häufig auch Psychotherapeut*innen mit tiefem Verständnis für kindliche Entwicklung, Familiendynamiken und schulische Herausforderungen. Wer sich hier gut aufgehoben fühlt, geht den nächsten Wegschritt mit mehr Klarheit – und mit professioneller Unterstützung an der Seite.

Avatar von Heiko

Von Heiko

Autor des Ratgebers AD(H)S bei Kindern bis 12 Jahren

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